'FREISTÖSSE TRAINIERE ICH, SEIT ICH 15 BIN
Erst 22 - und schon jetzt ist David Alaba aus der Mannschaft des FC Bayern nicht mehr wegzudenken. Als Österreichs Sportler des Jahres sich im November am Knie verletzte, wurde er zwei Monate lang schmerzlich vermisst. Denn: Alaba gehört zu den flexibelsten Spielern von Pep Guardiola. In der Winter-Vorbereitung stieg Alaba wieder ins Training ein, in den ersten drei Rückrundenpartien stand er dann sofort in der Startformation.
Anlaufschwierigkeiten? Nicht bei Alaba! „David ist immer fit“, sagte Guardiola vor einigen Tagen, „er ist einer meiner wichtigsten Spieler.“ Beim 2:0 in Stuttgart am vergangenen Samstag gelang dem Linksfuß ein traumhafter Freistoßtreffer. Im Interview mit fcbayern.de spricht Alaba unter anderem über seine Freistoßtechnik, sein Profi-Debüt vor genau fünf Jahren, die schwere Zeit während seiner Knieverletzung und das anstehende Bundesligaspiel gegen den Hamburger SV.
Das Interview mit David Alaba
fcbayern.de: David, weißt du, was vor genau fünf Jahren passierte?
Alaba: (denkt nach) „Puh, schwierig - nein.“
fcbayern.de: Du hast dein Profi-Debüt für den FC Bayern gefeiert. Mit 17 Jahren, sieben Monaten und sechs Tagen...
Alaba: „Wirklich? Ich weiß, dass das gegen Greuther Fürth im DFB-Pokal war, aber dass das schon fünf Jahre her ist. Wahnsinn!“
fcbayern.de: Musst du dich manchmal kneifen?
Alaba: „Es ist unglaublich, was in dieser Zeit bis heute alles passiert ist. Ich durfte schon in jungen Jahren tolle Erfolge feiern und viele unvergessliche Augenblicke genießen. Ja, ich frage mich manchmal immer noch, ob das wirklich alles real ist?“
fcbayern.de: Angefangen hat für dich alles unter Louis van Gaal. Später waren dann Jupp Heynckes und Pep Guardiola deine Fußball-Lehrer.
Alaba: „Das sind drei absolute Weltklasse-Trainer, unter denen ich jeweils große Schritte gemacht habe. Louis van Gaal war sehr streng, aber auch für einen da, wenn man ihn gebraucht hat. Jupp Heynckes war eine Vaterfigur. Er war vor allem uns jungen Spielern sehr nah. Und Pep Guardiola hat ein brutales Fußballwissen, so etwas habe ich noch nie erlebt. Aber auch mein halbes Jahr in Hoffenheim unter Marco Pezzaiuoli hat mich weitergebracht. Das darf man nicht vergessen.“
fcbayern.de: Freistöße werden immer mehr zu einer Spezialität von dir. In Stuttgart hast du mal wieder einen versenkt. Wie oft übst du das?
Alaba: „Ich trainiere das schon, seit ich 15 bin. Damals war ich noch bei Austria Wien. Über die Jahre habe ich dann versucht, meine Technik zu verfeinern. Mit Videos von Juninho, Cristiano Ronaldo oder David Beckham. Aber vor allem mit viel, viel Übung. Oft klappt es nicht im Spiel, aber wenn, dann ist es umso schöner.“
fcbayern.de: Täuscht der Eindruck oder hast du es tatsächlich lieber, wenn der Ball etwas weiter vom Tor entfernt liegt?
Alaba: „So 25 bis 30 Meter vor dem Tor, das ist für die Flugkurve meines Schusses ideal.“
fcbayern.de: Hast du Freistöße auch schon mal mit deinem schwächeren rechten Fuß probiert?
Alaba: „Nein, noch nie. Da würde mich auch keiner ranlassen.“ (grinst)
fcbayern.de: Mittlerweile bist du schon ein etablierter Schütze. Die Teamkollegen scheinen um deine Freistoßqualitäten zu wissen.
Alaba: „Natürlich kann auch Arjen super schießen. Oder Mario, Basti und Xabi. Wir wechseln uns da auch ab. Aber die Mannschaft vertraut mir. Wenn ich mich gut fühle, nehme ich mir auch einfach mal das Ding und hau drauf.“
fcbayern.de: Es liegt eine komplizierte Phase hinter dir. Wegen einer Knieverletzung bist du zum Ende der Hinrunde zwei Monate ausgefallen. Wie hast du es geschafft, nach deinem Comeback sofort wieder voll da zu sein?
Alaba: „Es war ein Horror, echt keine schöne Zeit. Ich bin froh, dass es vorbei ist. Ich habe versucht, hart zu arbeiten und alles in die Reha reinzulegen. Ich wollte so schnell wie möglich wieder auf mein Toplevel zurück. Das ist zum Glück ganz gut gelungen.“
fcbayern.de: Manchmal ist es für eine Entwicklung gut, wenn man auch mal Rückschläge erleidet. Wie war das bei dir?
Alaba: „Ich hoffe, dass ich mich nicht so schnell wieder verletze. Aber ja, für den Kopf war diese schwere Zeit vielleicht gar nicht schlecht. Natürlich sind Geld und Ruhm in diesem Geschäft das eine, aber ich habe gemerkt, dass der Fußball an allererster Stelle steht. Dass das mein Leben ist und dass ich diese Sportart einfach liebe. Ich will auf dem Platz stehen, das ist das Entscheidende!“
fcbayern.de: Unter Guardiola spielst du mal im Mittelfeld, mal linker Außenverteidiger...
Alaba: „...und manchmal sogar Innenverteidiger. Wenn mir das einer vor zwei Jahren gesagt hätte, hätte ich ihn für verrückt erklärt. (lacht) Nein, es ist sicher kein Nachteil, auf mehreren Positionen spielen zu können. Mein Anspruch ist, so viele Spiele wie möglich zu machen. Wo, ist relativ wurscht.“
fcbayern.de: Der Rückrundenstart lief nicht perfekt: Vier Punkte aus drei Spielen. Woran hapert es noch?
Alaba: „Über das Wolfsburg-Spiel müssen wir nicht mehr reden, da waren wir einfach schlecht. Gegen Schalke waren wir lange in Unterzahl, dafür haben wir es gut gemacht, finde ich. Und in Stuttgart haben wir gewonnen. Ich weiß, dass wir noch unseren Rhythmus finden müssen, aber es ist auch echt nicht so einfach, wenn Mannschaften mit zehn Mann am eigenen Strafraum stehen und ihr Tor verteidigen.“
fcbayern.de: Am Samstag geht’s gegen den Hamburger SV, der in der Liga zuletzt zweimal in Folge gewonnen hat.
Alaba: „Da wollen wir den nächsten Schritt machen. Wir werden uns in dieser Woche gut vorbereiten und dann hoffentlich unsere Fans in der Allianz Arena mal wieder begeistern. Zum Glück sind Franck und Rafa wieder da. Wir brauchen sie, das sind zwei sehr wichtige Spieler.“
Das Interview führte: Nikolai Kube.